Interview

Zukunftsfähige Landwirtschaft

Gert Sikken

Geschäftsführer Agrarentwicklung bei Cosun

&

Sita Posthumus

Beauftragte für nachhaltige Landwirtschaft bei Aviko

Was sind eure Rollen bei Aviko und auf welche Weise tragt ihr zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie bei?


Gert: Ich bin Geschäftsführer Agrarentwicklung bei Cosun. Zusammen mit allen Geschäftsbereichen von Cosun arbeiten wir an einer zukunftsfähigen landwirtschaftlichen Produktionskette und an der Ökologisierung des Anbaus bei Aviko (Kartoffeln), Cosun Beet Company (Zuckerrüben) und Sensus (Zichorien). Die Bedeutung der Nachhaltigkeit im Geschäftsbereich Agro macht sich sogar in neuen Funktionen bemerkbar; so erweitern wir unsere Teams mit engagierten Nachhaltigkeitsbeauftragten.


Sita: Ich bin Beauftragte für nachhaltige Landwirtschaft bei Aviko. Nachhaltigkeit ist meine tägliche Arbeit. Tag für Tag setze ich mich für eine “zukunftsfähige Landwirtschaft” und die Stärkung der Beziehungen mit unseren Erzeugern ein.


Könnt ihr uns erklären, was eine „zukunftsfähige Landwirtschaft“ genau beinhaltet?


Sita: Wir wollen die Versorgung mit Grundstoffen durch den Anbau gewährleisten – heute und in der Zukunft. Zusammen mit unseren Erzeugern arbeiten wir an einem zukunftsbeständigen – also sowohl rentablen als auch nachhaltigen – Kartoffelanbau. Faktoren, die dazu beitragen, sind unter anderem die Bodenbeschaffenheit und der Pflanzenschutz, CO2, der Umgang mit Wasser, Biodiversität und die Auswahl der besten Kartoffelsorten. Damit unsere Erzeuger zukunftsfähig arbeiten können, unterstützen wir unter anderem den Wissensaustausch in diesen Bereichen. So haben wir beispielsweise am 16. März 2023 unseren ersten ‚Inspirationsbauernhof‘ eröffnet, und weitere werden folgen! Die Inspirationsbauernhöfe dienen dazu, dass die Erzeuger ihre Kenntnisse über neue und nachhaltige Techniken untereinander austauschen können. Der Dialog zwischen den Erzeugern ist ausgesprochen wertvoll. Um ihn zu fördern, arbeiten wir im Rahmen des Programms „Groeikracht“ (Wachstumskraft) eng mit Cosun zusammen.


„Der Dialog zwischen den Erzeugern ist ausgesprochen wertvoll. Um ihn zu fördern, arbeiten wir im Rahmen des Programms „Groeikracht“ (Wachstumskraft) eng mit Cosun zusammen.“


Sita PosthumusBeauftragte für nachhaltige Landwirtschaft bei Aviko

Was beinhaltet das Programm genau, Gert?


Gert: „Wachstumskraft“ ist ein Netzwerk unserer Erzeuger. Sie wollen den Anbau zukunftsfähig und nachhaltig gestalten, und das Netzwerk bietet ihnen eine Plattform für den Wissensaustausch. Beispielsweise über die Bodenbewirtschaftung und Wasserqualität, die Pflanzengesundheit sowie Klima und Energie. Momentan richtet sich „Wachstumskraft“ an die Erzeuger in den Niederlanden; in der Zukunft wollen wir das Programm aber auf andere Länder ausweiten. Es zielt auf die persönliche Verbindung mit den Erzeugern ab und bietet zugleich eine Online-Plattform mit eigener Website.


Könnt ihr uns noch mehr über Nachhaltigkeit im Ackerbau erzählen? 


Gert: Das Thema ist vielfältig und umfasst mehrere Aspekte. So beteiligt sich Aviko im Rahmen mehrerer Projekte daran, die Auswirkungen des Ackerbaus zu ermitteln. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse können wir Verbesserungsmaßnahmen durchführen. So läuft momentan beispielsweise eine Untersuchung zur Feststellung der Nitratauswaschung ins Grundwasser. Außerdem werden wir auch die CO2-Emissionen unseres Anbaus ermitteln. Dazu werden wir unter anderem bei einigen repräsentativ ausgewählten Erzeugern nähere Untersuchungen durchführen. Als letztes Beispiel will ich das Projekt „Natuurakker“ (Naturacker) anführen, in dem die Bedeutung des Streifenanbaus näher untersucht wird. Beim Streifenanbau werden verschiedene Nutzpflanzen streifenweise nebeneinander angebaut, was für mehr Diversität auf dem Acker sorgt.


Was ist das Ziel dieser Initiativen?


Gert: Mit der Ökologisierung des landwirtschaftlichen Anbaus verfolgen wir drei Hauptziele. Erstens wollen wir die Grundwasserqualität verbessern. Mit geeigneten Düngestrategien wird verhindert, dass zu viel Nitrat ausgewaschen wird. Zweitens versuchen wir, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verringern, und drittens arbeiten wir an der Reduktion der CO2-Emissionen.


Sita: Darüber hinaus verfolgen wir einige konkrete Ziele, mit denen wir unsere Erzeuger unterstützen wollen. So wollen wir erreichen, dass sich ab 2030 mindestens die Hälfte unserer Erzeuger sehr aktiv an der Entwicklung eines zukunftsbeständigen Ackerbaus beteiligt, und wir planen die Eröffnung mehrerer Inspirationsbauernhöfe. Außerdem streben wir an, dass ab 2030 sämtliche Kartoffeln dem FSA-Gold-Standard entsprechen, einem internationalen Standard für nachhaltige Landwirtschaft.


Was sind die Herausforderungen in eurer täglichen Arbeit? 


Sita: In der Landwirtschaft stehen wir vor großen Herausforderungen, wie beispielsweise der Stickstoffkrise und den sich rasch ändernden Gesetzes- und Rechtsvorschriften. Darüber hinaus hatte der Krieg in der Ukraine tiefgreifende Folgen und wir werden mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert. Sowohl für unsere Erzeuger als auch für uns sind das enorme Aufgaben.


Gert: Diese neuen Umstände erfordern innovative Lösungen. Damit beispielsweise trotz der zunehmenden Trockenheit gute Ernten erzielt werden, können die Pflanzen mithilfe von Sensoren gezielter bewässert werden, möglicherweise auch zunehmend durch elektrische statt mit fossilen Kraftstoffen betriebene Pumpen. So kann die Bewässerung präziser erfolgen, was natürlich auch Wasser spart.


Welche künftigen Entwicklungen erwartet ihr in eurem Fachgebiet? Und welche Ziele verfolgt ihr in puncto Nachhaltigkeit?


Sita: Wir befinden uns im Übergang zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Eine schöne Entwicklung! Wir wollen unseren Anbau zukunftsbeständig gestalten und unsere Erzeuger dabei unterstützen. Mit dem Programm „Wachstumskraft“ sorgen wir für den erforderlichen Wissensaustausch. Auf diese Weise können Erzeuger, die schon viel für die Nachhaltigkeit getan haben, andere motivieren und inspirieren.


„Wir wollen unseren Anbau zukunftsbeständig gestalten und unsere Erzeuger dabei unterstützen. Mit dem Programm „Wachstumskraft“ sorgen wir für den erforderlichen Wissensaustausch. Auf diese Weise können Erzeuger, die schon viel für die Nachhaltigkeit getan haben, andere motivieren und inspirieren.“


Sita Posthumus - Beauftragte für nachhaltige Landwirtschaft bei Aviko